ArbeiterKind.de: "Junge Menschen ermutigen"

Motivationsgespräch mit Katja Urbatsch: Als erste Akademikerin in ihrer Familie weiß Katja Urbatsch, wie wichtig Ermutigungen, Vorbilder und die richtigen Informationen für eine Studienaufnahme sind. Entscheidend sei eine positive Grundhaltung, die jungen Menschen etwas zutraue - besonders Mädchen. Warum? Das erklärt die Gründerin und Geschäftsführerin von ArbeiterKind.de im Interview mit pebonline. Und am 14.9. beim digitalen peb-Talk. Hier registrieren.

 

Ein Leitmotiv von Arbeiterkind.de ist, dass die soziale Herkunft nicht über den Bildungsweg eines Menschen entscheiden darf. Was kann man aus der Arbeit für dieses Ziel lernen, um allen Kindern einen gesunden Lebensweg zu ermöglichen?

Entscheidend ist eine positive Grundhaltung, die den jungen Menschen etwas zutraut und sie ermutigt. Sie brauchen Vorbilder und Unterstützer:innen in ihrem Umfeld, die Potentiale erkennen und bei den notwendigen Weichenstellungen auf ihrem Bildungsweg helfen. Wichtige Informationen müssen leichter zugänglich sein, um Chancengerechtigkeit zu erhöhen. Unterschiedliche Herkunft ist ein bereichernder Faktor, gerade Menschen, die sich gegen viele Widerstände durchsetzen und unterschiedliche Lebensrealitäten kennen, sind wertvoll für unsere Gesellschaft.

Gibt es Unterschiede im Unterstützungsbedarf für Mädchen und Jungen bzw. für junge Frauen und junge Männer?

Der Unterstützungsbedarf ist sehr individuell, für alle gilt, dass Vorbilder und Netzwerke nicht selbstverständlich vorhanden sind und Ermutigung ganz wesentlich ist. Wichtige Informationen zu Studienorganisation, zur Studienfinanzierung und Stipendien fehlen. Der junge Mensch fühlt sich nicht geeignet, zum Beispiel ein Stipendium zu bekommen oder hat Zweifel, das Studium erfolgreich abschließen zu können. Mädchen schätzen ihre Fähigkeiten oder Chancen womöglich noch geringer ein, obwohl sie häufig bessere Leistungen zeigen. Sie müssen sich gegen Rollenklischees noch stärker durchsetzen, um ihre Ziele zu verwirklichen.

Welches sind die größten Hindernisse beim Erreichen gleicher Bildungschancen?

Es fehlen wichtige Informationen, Vorbilder und Netzwerke, die für das Erreichen bestimmter Ziele notwendig sind. Es braucht Selbstvertrauen und Mut, einen anderen Bildungsweg zu gehen als das gewohnte soziale Umfeld. Der Habitus spielt eine große Rolle, das Gefühl, fremd an einer Hochschule zu sein, nicht dazu zu gehören, weil die Diskussionskultur, die Art des Auftretens unbekannt ist. Oft müssen auch finanzielle Hürden überwunden werden. Viele Familien können bei einer längerfristigen Bildungsinvestition wie einem Studium nicht unterstützen. Es braucht viel Durchhaltevermögen, wenn die Finanzierung selbst organisiert werden muss.

Zur Person:

Katja Urbatsch ist Gründerin (2008) und Geschäftsführerin von ArbeiterKind.de

In der gemeinnützigen Organisation engagieren sich 6.000 Ehrenamtliche, um Kinder von Nicht-Akademiker:innen bei Studium und Berufseinstieg zu unterstützen.

Katja Urbatsch ist die erste Akademikerin in ihrer Familie, sie studierte Nordamerikastudien, Betriebswirtschaftslehre sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.